Rassistische Diskriminierung in unserer Gesellschaft?

– eine Klasse versucht sich anlässlich des Internationalen Gedenktages gegen rassistische Diskriminierung am 21.03. ein Bild zu machen und führt dazu eine Umfrage unter Ahausern durch.
Angefangen hatte alles mit der Bewerbung unserer Schule um die Teilnahme an Deutschlands größtem Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Doch was ist Rassismus und was geht mich oder dich das an? In folgendem Video (https://youtu.be/9kYwhIwv2_o) wird dir Alltagsrassismus und dessen Ursprung gut und verständlich erklärt.

Das Video und viele Gespräche in der Klasse veranlassten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7A dazu, sich mit dem Thema genauer auseinanderzusetzen. Anlässlich des Internationalen Gedenktages gegen rassistische Diskriminierung, welcher jedes Jahr am 21.03. daran erinnern soll, dass wir gegen Rassismus vorgehen und vorbeugen müssen, erstellte die Klasse einen Fragenkatalog für eine Umfrage.

Die Fragen zu dieser Umfrage sind interessant, mahnend, überraschend und provokant – und führten bei manchem Befragten zu Überforderung oder sogar Ablehnung.
Ziel der Umfrage sollte es sein, sich ein Meinungsbild der Ahauser zu erstellen, aber auch auf Alltagsrassismus aufmerksam zu machen und zum Nachdenken (und Handeln) anzuregen.

Die Schülerinnen und Schüler strömten also aus und befragten die Passanten an belebten Plätzen in Ahaus. Die Hälfte der Angesprochenen lehnte eine Befragung ab – teils aus Zeitmangel, viele aber auch, weil sie sich bewusst zu dem Thema Rassismus nicht äußern wollten. Welche Antworten hätten sie wohl auf unsere Fragen gegeben? Doch die Hälfte der Passanten stellte sich den meisten Fragen (manche konnten oder wollten sie nicht beantworten).

Zu Beginn wurden die Teilnehmer ganz unverfänglich gefragt, welche Hautfarbe sie denn gerne hätten, wenn sie es sich aussuchen dürften. Die Mehrheit wollte gerne gebräunt sein; vielleicht, weil es sie an den Sommer, den Garten oder Urlaub erinnert und sie damit eine gute Zeit – vor Corona – verbinden. Kann die Hautfarbe an sich betrachtet also Ausdruck eines Gemütszustandes sein?

Für die meisten ist es jedenfalls der einzige Unterschied zwischen hellhäutigen und dunkelhäutigen Menschen. Denn die Hautfarbe sagt in einer vielfältigen und bunten Gesellschaft rein gar nichts über die Herkunft eines Menschen aus. Aber ist die Ahauser Gesellschaft vielfältig und bunt? Die meisten Befragten kennen zwar persönlich Dunkelhäutige oder sind mit ihnen befreundet, doch immerhin ein Viertel der Befragten kennt nichtmal einen Dunkelhäutigen.

Apropos Hautfarbe: Welchen Stift würdest du denn jemandem geben, der diesen Farbton verlangt?
Die Frage ist schwierig, gibt es doch so viele verschiedene Hautfarben. Seit dem Kindergarten oder Grundschule wurde uns in unserer Gesellschaft jedoch eingetrichtert, dass „Hautfarbe“ ein Beige- oder Roséton ist. Das ist doch schon diskriminierend, oder?
Auch die Teilnehmer der Umfrage taten sich schwer; eine Handvoll gab an, aus Unsicherheit mehrere Farben anzubieten.

Wir fragten allerdings nicht nur versteckt nach Rassismus, wie beim Stift, sondern auch ganz konkret:
Wo fängt Rassismus eigentlich an? Bei Straftaten wie Gewalt und Beleidigung waren sich die Ahauser einig, auch Benachteiligung im Job oder Verein ist für fast alle eindeutig rassistisch. Aber die Frage nach der Herkunft spaltet die Befragten in zwei Hälften: Man darf doch einen Dunkelhäutigen fragen,
wo er herkommt. Das ist doch bestimmt nicht verletzend. Einen Hellhäutigen würde man diese Frage allerdings nicht stellen… Warum eigentlich nicht?
Woher kommt dieser Rassismus, ganz bewusst und offensiv oder vielleicht unbewusst und unterschwellig? Die Hälfte der Befragten wollte auf die Frage nach dem Ziel von Rassismus nicht antworten – vielleicht aus Unsicherheit, vielleicht aus Scham, vielleicht aus Ignoranz. Diejenigen, die antworteten, sprachen zumeist von Ablehnung gegenüber dunkelhäutigen Menschen. Aber einige sprachen auch selbstkritisch und nachdenklich von einer seit langem anerzogenen schlechten Angewohnheit unserer Gesellschaft. Deshalb fiel wohl auch das Urteil der Umfragen-Teilnehmer eindeutig aus, dass Hellhäutige in unserer Gesellschaft sehr oder eher im Vorteil sind.
Das sind aber keine rosigen Aussichten. Soll meine Hautfarbe über die Art und Weise entscheiden, wie ich durchs Leben komme?
Nein, antworteten die Ahauser. Denn auf plakative Fragen, die ihr persönliches Umfeld betrafen, zeigten sie sich offen und wollten keine Unterschiede machen. Ob bei der Platzwahl im Bus, bei Suche nach einem Handwerker oder Facharzt, dem neuen Partner der Tochter/des Sohnes: die Hautfarbe spielt hier für zwei Drittel keine Rolle. Es gab aber auch hier wieder Befragte, die zu den geschilderten Situationen nichts sagen wollten oder konnten. Möglicherweise aus Unsicherheit, denn diese zeigte sich bei einem Viertel der Befragten auf die Frage, ob sie ein schwarzes Kind adoptieren würden. Die Sorge vor einer Benachteiligung dieses Kindes macht traurig und nachdenklich.

Nun waren die Teilnehmer der Umfrage also sensibilisiert für eine ehrliche Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Beteiligung an rassistischer Diskriminierung. Wenige haben aktiv diskriminiert, aber 12% haben zugesehen. 25% gaben an, dass sie damit noch nichts zu tun hatten. Wenn wir uns vor Augen führen, dass wir rassistische Diskriminierung im Alltag ständig erleben oder begehen, deuten diese 25% auf Ignoranz oder Unwissenheit hin. Was hätten auf diese Frage wohl die 50% der Angesprochenen geantwortet, die die Teilnahme von vornherein abgelehnt hatten?

Fazit:
Was können wir also gegen Rassismus tun? Die Vorschläge unserer Befragten reichten von Toleranz und Gleichbehandlung aller Menschen bis Zivilcourage und Aufklärung gegen Unwissenheit. Die meisten Teilnehmer kannten den Internationalen Gedenktag gegen rassistische Diskriminierung nicht. Doch sie befürworten es mehrheitlich, dass sie regelmäßig auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden. Wir denken leider oft erst über unsere Handlungen und Möglichkeiten nach, wenn etwas passiert ist und wir darauf reagieren wollen oder sollen. Aber was können wir vorbeugend gegen rassistische Diskriminierung tun? Was kannst DU dagegen tun?
Mach dir bewusst, dass es diese gibt und dass du vielleicht gewollt oder ungewollt dazu beiträgst. Bleib im Gespräch mit allen Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben. Schau dir auf jeden Fall das oben verlinkte Video und gerne die kompletten Ergebnisse unserer Umfrage an.